Vielleicht haben Sie es schon selbst bei einem neuen Desktop-PC oder Notebook erlebt: Nach der abschließenden Installation des vorbereiteten Windows 11 ist der Desktop mit Icons zugekleistert – vieles davon ist Bloatware (englisch to bloat = aufblähen). Übliche Kandidaten sind Testversionen von Security-Suiten und Virenscannern sowie Programme zur Bildbearbeitung oder Fotobücher.
Die PC-Hersteller (OEMs) wollen Ihnen mit der Software nicht wirklich etwas Gutes tun, sondern ihre eigene Kasse füllen. Denn pro Bloatware-Installation fließt Geld, und schließt der Kunde (also Sie) ein kostenpflichtiges Abo einer Software ab, gibt es dank Tracking-Links und Rückverfolgung ordentlich Provision.
Neben der Bloatware – manche nennen sie auch Crapware (Schrott-Software) – finden sich auf dem PC aber auch noch einige andere Programme und Apps von Microsoft, die Sie wahrscheinlich weder kennen noch brauchen werden. Denn auch Windows selbst installiert zahlreiche Anwendungen.
Siehe auch: Hat Windows 11 Update 2023 Ihren PC verlangsamt?
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Schön wäre es, schon bei der initialen Installation von Windows 11 auswählen zu können, welche Zusatzsoftware eingerichtet werden soll. Aber das ist ein (unerfüllter) Wunschtraum. So bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Windows 11 von Hand oder mit geeigneten Tools auszumisten.
Wichtiger Hinweis: Da Sie mitunter tief ins Windows-System eingreifen, sollten Sie eine Sicherung erstellen, bevor Sie mit der Deinstallation der Apps und Programme beginnen. Ein Backup minimiert das Risiko von Datenverlust im Falle eines Problems. Wir empfehlen den kostenlosen Aomei Backupper Standard. Damit lassen sich das Windows-Betriebssystem, die gesamte Festplatte, Partitionen und einzelne Dateien einfach sichern.
Grundsätzlich gilt: Seien Sie vorsichtig und deinstallieren Sie keine Anwendungen, von denen Sie nicht sicher sind, dass sie bedenkenlos entfernt werden können. Einige Anwendungen könnten für das reibungslose Funktionieren des Betriebssystems erforderlich sein.
Darum sollten Sie Bloatware entfernen
Es ist nicht sonderlich aufwendig und kompliziert, überflüssige Software unter Windows 11 zu entfernen. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um anschließend mehrfach zu profitieren.
Je weniger Anwendungen im Hintergrund laufen, umso geringer ist der tatsächliche Ressourcenverbrauch. Dadurch wird die Leistung des Systems verbessert.
Bloatware beansprucht Speicherplatz auf der Festplatte oder SSD. Durch die Deinstallation dieser Programme können Sie Speicherplatz für wichtige Daten und Anwendungen freigeben.
In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass PC-Hersteller mit Bloatware auch unbewusst Malware eingeschleust haben. Beispielsweise lieferte Lenovo Notebooks mit der Adware Superfish aus. Daher können vorinstallierte Anwendungen immer auch ein Sicherheitsrisiko darstellen. Durch das Entfernen von Bloatware minimieren Sie potenzielle Angriffsflächen.
Endlich: Schlankes Windows 11 ohne nervige Microsoft-Tools
So identifizieren Sie die lästige Bloatware
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Die Betreiber der Webseite Should I Remove It haben sich auf das Finden und Entfernen von Bloatware spezialisiert. Hier finden Sie umfassende Übersichten über Bloatware auf OEM-PCs, also das, was Toshiba, Sony, Lenovo, Dell, HP, Asus und Acer auf ihren Windows-Geräten mitliefern.
Bei Toshiba sind/waren es mehr als 30 Anwendungen – teils eigene Programme, teils Testversionen von Drittanbietern. Mit den englischsprachigen Anleitungen bekommen Sie gute Erklärungen, detailliert wird beschrieben, wie Sie die Bloatware mit Windows-Bordmitteln entfernen. Eine Suche in der riesigen und stets aktuellen Datenbank hilft beim Identifizieren für Sie unbekannter Software.
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Beim Windows 11 Debloater Tool handelt es sich im Grunde um eine Benutzeroberfläche (GUI) für eine umfassende Sammlung von Powershell-Scripts. Damit lässt sich Windows 11 entschlacken, aber auch zerstören!
Nach dem Entpacken des Zip-Archivs können Sie sofort ohne Installation per Doppelklick auf die Datei „Windows11Debloater.exe“ loslegen. Die deutschsprachige Oberfläche bietet in insgesamt 15 Registern zahlreiche Funktionen, um etwa Windows-Apps und Spielekomponenten zu entfernen. Dabei bedient sich das Tool fertiger Powershell-Scripts, die über die GUI aufgerufen werden.
Aber Vorsicht: Experimentieren Sie am besten zuerst an einem Testsystem in einer virtuellen Maschine oder auf einem Zweit-PC. Unbedingt sollten Sie bei einem Produktivsystem ein Backup anlegen. Viele der gelöschten Komponenten und Einstellungen lassen sich nicht oder nur mühevoll wiederherstellen.
Bloatware mit den Bordmitteln entfernen
Bevor Sie spezielle Deinstallationstools verwenden, können Sie versuchen, Bloatware manuell zu entfernen. Beachten Sie jedoch, dass sich nicht alle vorinstallierten Anwendungen ohne Weiteres deinstallieren lassen, da einige integraler Bestandteil des Betriebssystems sind.
Öffnen Sie mit der Tastenkombination Windows + I die „Einstellungen“-App. Gehen Sie links im Fenster zu „Apps“ und dann im rechten Fensterbereich zu „Installierte Apps“. Hier werden nun die installierten Programme und (neuerdings auch Apps) aufgelistet. Mit den Filtern grenzen Sie die Anzeige auf bestimmte Laufwerke ein und sortieren die Programme nach Name, Datum der Installation und Größe.
Blättern Sie durch die Liste und überprüfen Sie, welche Programme Sie deinstallieren können. Klicken Sie in der Zeile des nicht mehr erwünschten Programms rechts auf die drei Punkte und wählen Sie den Menüeintrag „Deinstallieren“ aus. Folgen Sie anschließend den Anweisungen des Deinstallationsassistenten. Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle unerwünschten Anwendungen.
Für Windows-Apps gab es zuletzt eine wesentliche Änderung: Für die Installation müssen Sie über den Microsoft Store gehen, den Sie über das Icon in der Taskleiste oder über das Startmenü öffnen. Im Anwendungsfenster klicken Sie unten links auf „Bibliothek“. Rechts im Fenster werden alle installierten Apps angezeigt – die Windows-eigenen und die von Drittanbietern.
Bis Windows 11 23H2 konnten Apps hier auch deinstalliert werden – diese Funktion hat Microsoft nun in die „Einstellungen“- App verlagert. Aber das gilt nur für die Apps von Drittanbietern wie Spotify und Netflix. Die Windows-eigenen Apps wie Xbox, Mail und Kalender, Windows Fotos und Gaming-Services tauchen hier nicht auf.
Für eine umfassendere Entfernung nicht erwünschter Programme und Apps sollten Sie auf spezielle Tools zurückgreifen, die viele Aufgaben automatisieren und zusätzliche Funktionen bieten. Dabei brauchen Sie kein Geld auszugeben. Bereits die kostenlosen Versionen bekannter Tools bieten entsprechende Funktionen zum Entfernen von Programmen und Apps. Wir stellen Ihnen drei empfehlenswerte Tools vor.
Windows-Apps mit Powershell-Befehlen entfernen
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Erfahrene Windows-Nutzer können die Powershell als Administrator verwenden, um mit entsprechenden Kommandos Windows zu entmüllen. Die Powershell verbirgt sich im Windows-Terminal, das Sie mit einem Rechtsklick auf das Windows-Logo in der Taskleiste und einem Klick auf „Windows-Terminal (als Administrator)“ öffnen. Hier sollte ein Register für die Powershell geöffnet sein. Falls nicht, klicken Sie auf das Pluszeichen. Für einen ersten Überblick geben Sie den folgenden Befehl ein und drücken die Eingabetaste:
Get-AppxPackage -AllUsers | Select Name, PackageFullName
Nun wird eine Liste der installierten Apps angezeigt. Neben den Windows-eigenen Apps erscheinen auch die Apps von Drittanbietern. Um nun eine einzelne App zu deinstallieren, tippen Sie den folgenden Befehl ein:
Get-AppxPackage -AllUsers [App-Name] | Remove-AppxPackage
Anstelle des Platzhalters „[App-Name]“ übernehmen Sie den Namen der App, so wie er in der Liste erschienen ist. Mit dem Zusatz „-AllUsers“ sorgen Sie dafür, dass die App in allen Benutzerkonten entfernt wird. Erhalten Sie kurz einen blau eingefärbten Text, wurde die App erfolgreich entfernt.
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Das vielseitige Reinigungs- und Optimierungstool Ccleaner ermöglicht bereits in der Gratisvariante das Deinstallieren von Programmen. Klicken Sie links auf „Extras“ und dann rechts oben auf „Deinstallieren“. Im großen Fensterbereich rechts werden nun alle installierten Programme und Apps mit Zusatzinformationen wie Herausgeber, Installationsdatum, Größe und Version angezeigt.
Klicken Sie auf einen Listeneintrag und dann rechts oben auf die blaue Schaltfläche „Deinstallieren“. Folgen Sie danach den Anweisungen und schließen Sie das Entfernen der Software ab. Beachten Sie: Der Befehl „Löschen“ (sofern angeboten) entfernt nur den Listeneintrag, nicht aber die Software vom Datenträger.
Ähnlich einfach funktioniert das Entfernen von Bloatware mit dem kostenlosen Tooll Iobit Uninstaller Free. Unter „Programme“ links im Fenster grenzen Sie die Anzeige nach verschiedenen Kriterien ein. Ein Klick auf das Papierkorb-Symbol am Ende der Zeile rechts im Fenster startet die Deinstallation der ausgewählten Anwendung.
Im Unterschied zum Ccleaner nutzt das Iobit-Tool dafür eine eigene Engine und arbeitet gründlicher. So spürt der Iobit Uninstaller auch Überreste von Software-Installationen auf und beseitigt sie dank Tiefenreinigung.
Weitere Extras: Mit dem Iobit Uninstaller Free können auch Bundle-Programme, Browsererweiterungen und Apps vom PC entfernt werden. Bei den Apps wird sinnvollerweise zwischen „Windows Apps“ und „Drittanbieter Apps“ unterschieden. Mit wenigen Mausklicks entfernen Sie überflüssige Apps und machen Speicherplatz frei.
Als weiteres Tool bietet sich der an. Das Tool kann ohne Installation direkt gestartet werden und bietet sich daher auch für den Einsatz von USB-Sticks an fremden PCs an.
Nach dem Start der Software wird das System einige Augenblicke analysiert. Anschließend erhalten Sie in den drei Registern „Alle“, „Desktop“ und „Windows“ eine Übersicht der installierten Anwendungen mit Details wie Hersteller, Installationsdatum, Status und beanspruchter Speicherplatz.
Ein weiteres Register „System“ blenden Sie über „Ansicht –› System-Apps anzeigen“ ein. Setzen Sie Häkchen vor die Listeneinträge und klicken Sie auf die dann eingeblendete rote Schaltfläche „Entfernen“. Je nach Benutzerkonfiguration wählen Sie nun noch aus, ob Sie die Programme nur für das gerade aktive oder für alle Benutzerkonten entfernen wollen.
Mit einem Klick auf „OK“ geht es weiter. Nacheinander werden die Programme und Apps deinstalliert. Zur Sicherheit sollten Sie einen Windows-Wiederherstellungspunkt erstellen. Den passenden Befehl finden Sie im Menü „Aktionen“ oder beim Deinstallieren von Apps.
Mit dem O&O Appbuster lassen sich auch einige deinstallierte Apps zurückholen. In der Spalte „Status“ steht dann „Installierbar“. Markieren Sie die App und klicken Sie auf die grüne Schaltfläche „Installieren“.
Ohne Bloatware lebt sich’s besser
Das Entfernen von Bloatware unter Windows 11 kann zu einer deutlichen Verbesserung der Systemleistung und Benutzerfreundlichkeit führen. Durch die manuelle Deinstallation und den Einsatz spezieller Tools können Sie Ihr System sicher und zuverlässig aufräumen. Und denken Sie auch immer daran, dass Sie Windows 11 nicht selbst unnötig aufblähen sollten.
Unser Tipp: Beschränken Sie sich auf die Anwendungen, die Ihren Bedürfnissen am besten entsprechen, und entfernen Sie Software, die Sie lange nicht genutzt haben.
Tiny 11: Abgespecktes Windows 11 als Minimaledition
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Wer sich das nachträgliche Abspecken von Windows 11 ersparen möchte, sollte einen Blick auf Tiny 11 werden. Diese inoffizielle Minimaledition von Windows 11 reduziert die Systemanforderungen und verzichtet auf unnötigen Ballast.
Windows Tiny 11 wurde vom Youtuber NTDev entwickelt. Diese spezielle Version von Windows 11 ist für Geräte optimiert, auf denen sich die offizielle Ausgabe des Betriebssystems nicht installieren lässt oder deren Leistung zu schwach ist. Tiny 11 bietet eine schnelle und einfache Benutzeroberfläche, die nur die wichtigsten Funktionen und Anwendungen enthält.
Im Detail benötigt Tiny 11 einen 1-GHz-Prozessor, 2 GB Arbeitsspeicher und 64 GB freien Speicherplatz. Das entspricht den Systemanforderungen von Windows 10. Komplett installiert benötigt Tiny 11 nur rund 1 GB Speicherplatz. Das ist ein Bruchteil dessen, was Windows 11 normalerweise benötigt. Möglich wird dies durch den Verzicht auf einige Systemkomponenten, Programme und Windows-eigene Apps. So fehlen beispielsweise der Browser Edge und ein Großteil der Spielekomponenten.
Der Tiny-11-Entwickler hat nichts wirklich Revolutionäres geschaffen, sondern einfach mit dem Gratistool NTLite eine ISO-Datei für das Setup von Windows 11 erstellt. Das lässt sich daran erkennen, dass in der ISO-Datei die Konfigurationsdateien von NTlite enthalten sind. Diese können Sie als Vorlage für eigene Anpassungen verwenden. Beim Zusammenklicken Ihrer persönlichen Windows-Installation mit NTlite löschen Sie beispielsweise Windows-Apps aus dem Installationsmedium. Bei einer Neuinstallation gelangen diese dann nicht auf die Festplatte.
Auch wenn Sie etwas mehr Arbeit haben, so ist es tatsächlich empfehlenswert, ein System wie Tiny11 selbst zu erstellen. Bei Downloads von nicht überprüfbaren Quellen besteht immer die Gefahr, dass sich Schadsoftware darin befindet. Außerdem lässt sich dann gleich ein deutschsprachiges Windows verwenden und Sie sparen sich die spätere Nachinstallation des Sprachpakets.